Ringvorlesungen
Wir arbeiten in allem, was wir tun konstruktiv. Nachdem unsere Forderungen nach mehr Pluralismus an unserem Fachbereich weitestgehend ignoriert wurden, beschlossen wir selbst für die Lehre zu sorgen, die wir uns wünschen. Seit 2014 bieten wir jedes Semester durch sehr intensive ehrenamtliche Arbeit eigene Lehrveranstaltungen an, die jährlich von etwa 250 Studierenden erfolgreich abgeschlossen werden.
Unsere Module wurden inzwischen offiziell in die Studien- und Prüfungsordnung des VWL Bachelors aufgenommen und werden regelmäßig von hochkarätigen Referent*innen besucht. Ob Bundesminister, Leiter*innen von Wirtschaftsinstituten oder Nachwuchswissenschaftler*innen unseres Fachs, wir bringen die Debatte zurück in den Hörsaal.
Während der großen Finanzkrise von 2008 fragte die Queen in England die versammelten Wirtschaftswissenschaftler*innen der London School of Economics:
“Why did nobody see this coming?”
Die Begegnung war umso peinlicher für unser Fach, da die versammelten Ökonomen noch bis kurz vor dem Crash der Ansicht waren, Krisen gehörten der Vergangenheit an. Durch kluge makroökonomische Politik könnten große Verwerfungen der Wirtschaft abgewendet werden. Dieser Optimismus prägte das Denken während der Zeit vor der Krise, die auch als “great moderation” bekannt geworden ist. Ein mangel an Vorstellungskraft stürzte letztlich unsere Welt blind und ohne Lösungsansätze in die größte Krise seit 1930.
Wir glauben, dass derartige Krisen kein Ausnahmefall sondern inhärenter Bestandteil unseres Wirtschaftssystems sind. In den Gleichgewichtsmodellen unseres Lehrplans spiegelt sich das allerdings nicht wieder. Daher bieten wir selbst dem Thema den notwendigen Raum am Fachbereich, indem wir in jedem Sommersemester ehrenamtlich das Modul “Finanzkrisen und Geldsysteme” organisieren. Jede Woche wird so den Studierenden durch wechselnde Referent*innen ein neuer Blickwinkel auf das Geldsystem und Finanzkrisen aufgezeigt. Das Modul erfreut sich großer Beliebtheit und wird jedes Semester wöchentlich von etwa 180 Hörer*innen besucht.
“Es ist heute einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen, als das Ende des Kapitalismus.”
– Mark Fisher
Ob Mindestlohn, Klimawandel oder Ungleichheit, Ökonom*innen haben großen Einfluss auf den gesellschaftlichen Diskurs. Daher ist es besorgniserregend, dass sich in der Lehre und Forschung mit der Neoklassik eine einzelne Denkschule dominierend durchgesetzt hat. Entsprechend einseitig fallen auch viel zu oft die Politikempfehlungen unseres Faches aus.
Die VWL ist Vielfältig und das sollte sich unserer Meinung nach auch in der Lehre und Forschung abbilden. Daher reisen wir zusammen mit den durchschnittlich rund 120 teilnehmenden Studierenden jedes Wintersemester durch die verschiedenen Denk- und Theorieschulen unseres Faches. Ob Feministische Ökonomik, Komplexitätsökonomik oder die Österreichische Schule, verschiedene Ansätze die Wirtschaft zu verstehen bringen verschiedene Handlungsempfehlungen mit sich. Hier um Vorfreude zu wecken schon mal eine kleine Übersicht über die im Kurs behandelten Denkschulen der VWL: